TL;DR: Ich möchte das Podlove-Projekt auf die nächste Stufe heben, strebe eine Anschub-Finanzierung durch die Community an und bitte um Feedback (und Unterstützung) für die konkrete Umsetzung.
Update: Nach dem vielen guten Feedback wurde jetzt ein entsprechendes Spendenkonto eingerichtet: Spenden für Podlove.
Das Podlove-Projekt wurde von mir vor gut einem Jahr aus der Taufe gehoben und ich muss sagen, dass ich mit den bisherigen Ergebnissen recht zufrieden bin.
Es gab zwei Entwickler-Treffen in Berlin (mit je 30 Teilnehmern) und nebenbei sind zahlreiche Software-Initiativen auf den Weg gebracht worden. Neben den sehr sichtbaren Projekten wie dem Podlove Publisher, dem Podlove Web Player und Bitlove ist auch viel im Hintergrund gelaufen und angestossen worden, worüber ich aber lieber erst spreche, wenn das alles noch etwas handfester geworden ist.
Dazu gab es viel Austausch und Kooperation mit Auphonic und insgesamt wurde für mein Verständnis allgemein begriffen, worum es bei dem Projekt geht: für eine bessere Infrastruktur des Podcastings und eine intensivere Einbindung der Community insgesamt. Bessere Werkzeuge sollen das Veröffentlichen vereinfachen, aber auch den Zugriff auf die Inhalte für die Hörerinnen verbessern und die Möglichkeit zur Beteiligung fördern.
Schöne Beispiele für eine aktive Beteiligung der Community sind Projekte wie Die Shownotes oder die Hörsuppe, die maßgeblich dazu beitragen, dass (zumindest die deutsche) Podcastszene zu einem recht flauschigen Ort geworden ist. Diese Dynamiken sollen in Podlove ebenfalls einfließen und ich habe einen Plan™.
Die Podlove-Plugins
Man muss es nicht mögen, aber es ist da: WordPress wird von der überwiegenden Mehrheit von Podcastern (und das nicht nur im deutschsprachigen Raum) verwendet – so auch von mir.
Deswegen liegt derzeit ein Schwerpunkt auf der Entwicklung eines WordPress-Plugins, dem „Podlove Podcast Publisher“. Auch der dort verwendete „Podlove Web Player“ ist auf den Einsatz in WordPress getrimmt, wird aber sehr bald auch unabhängig davon einsetzbar sein und sich als Player für andere Plattformen anbieten. Dazu ist aber noch einiges an Arbeit zu leisten.
Der Publisher und Web Player haben eine sehr ambitionierte Roadmap und es ist absehbar, dass wenn wir im derzeitigen Tempo weiterarbeiten, Ende des Jahres sicherlich einige nette neue Features haben. Oder erst nächstes Jahr irgendwann. Oder später.
Das ist natürlich noch eine Weile hin und ich glaube, ich bin nicht der einzige, der lieber heute als morgen irgendeines oder auch am liebsten gleich alle folgenden Features installieren und nutzen würde:
Migrationstool für PodPress/PowerPress-Installationen; Umfangreiche Integration von Auphonic; Kontributoren-Liste mit Rollen und Social Media Links; Video-Podcast-Support; Support für mehrere Shows in einem Blog; WordPress MU Support für Podcast Networks; ETag/GZIP-Support für Podcast Feeds; Erweiterte Templates zum Erzeugen von Episoden-, Feed-, Kontributorenlisten im Blog; Intelligente Archivseiten mit permutierten Index und Episoden-übergreifenden Verschlagwortung; Umfangreiche Validierung aller Podcast-Resourcen und Conflict-Notifications; Support für Ankündigung und Streaming von Live-Sendungen; Kalender-Feeds; Integration von Shownot.es und interner Shownote-Generator für Web und Feeds; Intelligentes Kapitel-Management und Timeline-Support; Debug-Modus zum Finden von internen Fehlern; Auf Podcasts und Podlove abgestimmtes Theme für WordPress; in anderen Webseiten einbettbarer Web Player; Pfiffige Kapitelnavigation im Webplayer; Peak Meter; Downloads im Web Player; Transkriptionen im Web Player; Weitgehende Acessibility; Unterstützung für Statistiksysteme; Interne Statistik; Unterstützung verschiedener Videoauflösungen im Player
Und das ist nur der Anfang bzw. das, was derzeit auf unserer Liste steht. Darüberhinaus habe ich noch eine Reihe von Ideen, wie man über WordPress und das Web hinaus die ganze New-Radio-Geschichte deutlich vorantreiben könnte. Könnte. Doch hier sind die Grenzen: allein das bisher aufgeschriebene ist eine Beschäftigungstherapie für viele Monate.
Die Existenz des Publishers und des Web Players sind derzeit im wesentlichen zwei Personen geschuldet: Eric Teubert und Gerrit van Aaken. Beide opfern derzeit ihre freie Zeit und Aufmerksamkeit, die aber knapp bemessen ist: Eric steckt in einer Diplomarbeit und finanziert sich nebenbei mit Web-Jobs und Gerrit ist mit seiner Agentur zahlreichen Kunden gegenüber verpflichtet und hat daher nur wenig freie Zeit über.
Um also Podlove voranzubringen müssten also weitere Akteure eingreifen, was aber sich weder abzeichnet noch generell so einfach ist. Oder wir müssen Wege finden, wie wir die beiden aus ihrem normalen Flow „herauskaufen“ können. Letzteres erscheint mir das Sinnvollste zu sein und das ist mein Plan.
Crowdfunding
Ich selbst stecke eine Menge Zeit in Podlove, wie manche meiner Hörerinnern im letzten Jahr schon feststellen durften. Vor allem das beliebteste Format CRE musste darunter leiden. Da ich mir viel Zeit genommen habe, das Podlove-Projekt zu starten fehlten mir gerade die Tage, die ich mir sonst für das Führen eines intensiveren Gesprächs oder dem Aufbereiten desselben genommen hätte. Aber es musste sein.
Jetzt, wo die Startphase abgeschlossen ist (und ich auch schon von den ersten Produktivitätssteigerungen durch das neue Plugin profitiere), möchte ich mich wieder stärker den Podcasts zuwenden, werde aber auch mit Podlove voranschreiten. Das bedeutet vor allem, die Entwickler in Ihrer Arbeit zu unterstützen und auch neue Treffen und Konferenzen anzuregen (dazu später mal mehr).
Die Freiheit, das zu tun, wird mir vor allem durch Euch ermöglicht. Die Unterstützung durch direkte Spenden und – vor allem – via Flattr hat mich in die Lage versetzt, Aktivitäten jenseits eines Auftragsgeschäfts zu machen. Nun würde ich es gerne sehen, wenn wir auch die Softwareentwicklung auf dieser Basis voranbringen könnten.
Daher möchte ich für die Entwicklung von Publisher und Web Player Geld sammeln, damit wir damit Coding Sprints finanzieren können. Mit dem Geld werden die Entwickler für eine bestimmte Zeit von anderen Projekten entbunden und können sich intensiv um Podlove kümmern. Das sollte dazu führen, dass viele wünschenswerte Features deutlich schneller (bzw. überhaupt erst) das Licht der Welt erblicken.
Eine Frage der richtigen Platform
Wenn man heute Crowdfunding sagt, meint man häufig Plattformen wie Startnext, Inkubato oder ähnliche Systeme. Manches machen einem diese Plattformen leichter, manches wird aufwändiger, da man sich an einen spezifischen Leitfaden halten muss, der nicht immer passt.
Primär versuchen die Systeme aber das Sammeln von Geld für ein wohldefiniertes, abgeschlossenes Projekt zu organisieren. Für eine kontinuierliche Finanzierung sind sie aber nicht gedacht bzw. nicht ohne weiteres geeignet.
Doch das ist das, was mir vorschwebt: eine kontinuierliche Unterstützung der Entwicklung – zumindest in 2013. Wie viel Geld letztlich erforderlich sein wird, wie schnell wir vorankommen, was der geleistete Umfang am Ende wirklich sein wird: das ist schwierig zu sagen. Wer Softwareentwicklung kennt, weiß, wovon ich rede. Und ich möchte gerne die ungezwungene Atmosphäre, die bisher geherrscht hat (und ja auch recht erfolgreich war) nicht aufgeben für eine zielfixierte gehetzte Auftragssituation, die keinem weiterhilft.
Daher präferiere ich nach dem aktuellen Stand ein offeneres Modell, in dem ich für das Projekt – separat von den an die Metaebene gerichteten Spenden – Geld einsammle und dieses projektbezogen weiterreiche. Dies würde in der ersten Phase zunächst einmal nur für Eric und Gerrit eingesetzt werden, auch wenn ich nicht ausschließen möchte, dass wir die Entwicklung künftig um andere Programmiererinnen und Projekte erweitern.
Die Wahl einer externen Plattform hat gegenüber der hier vorgeschlagenen Vorgehensweise natürlich einen großen Vorteil: durch das zunächst treuhänderische Durchreichen des Geldes und den Zwang zu einem überzeugenden Selbstdarstellungs-Klimbims kann man auch Leute erreichen, die vielleicht noch nicht mit einem selbst vertraut sind und auch das Projekt zunächst nicht kennen.
Aber das ist nicht meine primäre Zielgruppe: ich wende mich vor allem an Euch, die ihr mit meinem Treiben schon vertraut seid und die Erfahrungen mit meinen Ansagen gesammelt habt.
Wer mich kennt, weiß, dass ich, wenn ich mir mal was in den Kopf gesetzt habe, so schnell nicht aufgebe und dass mir viel an Qualität und Universalität liegt. Das mag am Ende bedeuten, dass wir aus einem kleineren Pool von Leuten Gelder erhalten werden, aber ich denke einfach, dass die Szene zunächst einmal von sich aus aktiv werden sollte und wir das ganze schrittweise aufbauen und auf dem Weg Erkenntnisse sammeln.
Eure Meinung
Bevor ich nun endgültig loslege möchte ich aber trotzdem Eure Meinung einholen, was ihr von der Idee haltet. Bietet eine Sammelplattform irgendwelche Vorteile, oder geht es auch direkt? Unter welchen Bedingungen würdet Ihr eine finanzielle Unterstützung leisten und welche Erwartungen habt ihr an Fortschritt, Dokumentation und Ergebnisse? Welchen Grad an Transparenz haltet ihr für erforderlich und wie informell könnte man das ganze durchziehen, um nicht zu viele Reibungsverluste zu haben?
Ich freue mich über entsprechende Kommentare und kritische Worte. Noch mal: mein Ziel ist hier nicht die persönliche Bereicherung oder die der Programmierer, sondern es geht hier schlicht um eine realistische Beschleunigung und Förderung des Entwicklungsprozesses freier Software. Ich selbst werde mich auch weiterhin aus den mir direkt zugeleiteten Spenden finanzieren und jegliches Geld für Podlove geht ausschließlich an die Entwickler.
(Übrigens: jeglicher von uns erzeugter Code steht unter einer BSD-Lizenz und kann somit von jedem auf jede nur erdenkliche Art weiterverwendet werden.)