Podlove

Podlove love white

Schon seit längerer Zeit nervt mich die zur Verfügung stehenden Softwarelösungen zum Publizieren von Podcasts. Auch ging es bei den Metadaten in Feeds nicht so richtig voran und letztlich ergab sich im Zusammenspiel von Podcastanbietern und Podcast Clients wenig Innovation.

Das liegt auch daran, dass Apple mit iTunes das Feld immer noch dominiert und sich an iTunes vorbei recht wenig durchsetzen konnte, da die kritische Stelle des Ausspielens von Dateien auf mobile Player hier von Apple monopolisiert wurde. Innovative Clients wie Miro konnten ihre Vorteile so nie ausspielen.

Apple selbst hat seit der Einführung von Podcasts in die iTunes-Infrastruktur 2005 nur sehr wenig Verbesserungen nachgeliefert. Außer ein minimalen Flexibilisierung bei den Einstellungen und der später nachgereichten Unterstützung von Atom-Feeds hat sich eigentlich nichts getan. Es ist ein Drama.

Doch die neue Smartphone-Landschaft ändert die Voraussetzungen für das Podcasting grundlegend. Sowohl der iPod touch als auch das iPhone können jetzt mit eigener Podcasting-Client-Software nachgerüstet werden und erlauben das Umgehen des Gatekeepers iTunes für Podcasts. Es ist daher Zeit, über Innovationen nachzudenken.

Ich habe daher das Projekt Podlove ausgerufen und im März zu einem ersten Developer Meeting gerufen, an dem über 20 Entwickler und Podcaster mit technischer Ausrichtung teilgenommen haben. Das Wochenende war sehr ergiebig. Abgesehen davon, dass sich hier erstmals viele Leute das erste Mal kennengelernt haben wurde emsig über Datenformate, Feeds und Konventionen gesprochen.

Es gab auch schon erste handfeste Ergebnisse wie das Podlove Simple Chapter Format und es wurden einige frisch gestartete Softwareprojekte (z.B. das Podlove Podcast Publisher und der Podlove Web Player) und Dienste (z.B. Auphonic) vorgestellt. Und es wurden eine Menge interessanter Ideen ausgetauscht für neue Formate, Protokolle und Dienste.

Die Vorbereitung des Treffens und mein persönliches Engagement für das neue WordPress-Plugin und den Web-Player sind dann auch ein paar von mehreren Gründen, warum es bei Projekten wie CRE derzeit nicht so vorangeht, wie sich das manche (mich eingeschlossen) wünschen. Aber meine Zeit ist begrenzt und ich musste mal Prioritäten setzen.

Demnächst wird es aber wieder auf allen Kanälen knistern und ich hoffe, dass wir mit Podlove ein paar nennenswerte Innovationen in die Podcasting-Szene tragen können. Alle Entwicklungen, die unter der Marke „Podlove“ entstehen sollen ausschließlich in freie Software und offen dokumentierte Formate münden, die jedem zur Verfügung steht. Das Podlove-Netzwerk will zusätzlich auch kommerzielle bzw. Geschlossene-Software-Projekte mit einbinden, damit diese diese neuen offenen Schnittstellen unterstützen.

An dieser Stelle möchte ich mich auch noch mal bei allen Spendern und Flattr-Unterstützern bedanken, die mir mit ihrem Beitrag auch solche Aktivitäten ermöglichen. Die Freiheit, mich auch mal ein paar Wochen intensiv mit solchen Hintergrundaktionen zu beschäftigen, ohne die ganze Zeit am Mikrofon zu sitzen, ist für mich ein großes Privileg, für das ich außerordentlich dankbar bin. Podlove ist auch ein Versuch, die mir entgegengebrachte Unterstützung in den letzten Jahren in die Community zurückzutragen.

Für Vorschläge und Anregungen rund um das Projekt bin ich sehr aufgeschlossen. Wenn ihr noch weitere Fragen zum Projekt habt, fragt bitte in den Kommentaren nach. Danke.

22 Gedanken zu „Podlove

  1. Ich verfolge das ganze wirklich sehr interessiert. Als ich neulich im Lautsprecher von Auphonic gehört hatte war ich schon sehr begeistert. Ich würde liebend gern noch etwas intelligentes zu diesem Thema von mir geben, kann jedoch nur mit offenem Mund da stehen, während ihr die großen Ideen bringt. Eine absolut flattr- und lobenswerte Sache.

  2. Hallo Tim,

    das klingt alles ganz hervorragend und ich hoffe, dass es sich nicht um einen Aprilscherz handelt! ;)
    Ich habe gerade über die Sache nachgedacht und würde wie folgt an die Aufgabe herangehen:
    – Ich würde alle Dateien gerne in einen Ordner werfen können, auch in verschiedenen Formaten. So befinden sich dann z. B. cre999.mp3, cre999.ogg, cre999.m4p und Co. irgendwo auf dem Server.
    – Dazu wäre eine XML-Datei mit dem entsprechenden Namen cre999.pdl (= Podlove) sinnvoll. Informationen im Header: Podcastreihe, Folgentitel, AutorIn, ggf. Länge, Dateiformate und Speicherort.
    Im Body könnten dann die Kapitelmarken stehen mit den Informationen und oder so. Außerdem wären Shownotes sinnvoll.
    – Wichtig: auch Flattr und andere Dienste könten via o. ä. eingebunden werden!
    – Die Podlove-Anwendungen, sei es eine App oder ein WordPress-Plugin, könnten dann diese Informationen verarbeiten und entsprechend darstellen. Hier müsste auch mein bevorzugtes Dateiformat abgespeichert werden, damit immer die passende Datei geladen wird.
    – Problem: man müsste zwei verschiedene Feed anbieten, einmal für klassische Clients und einmal für das Podlove-Format. Vielleicht gibt’s hier ’ne sinnvolle Lösung.

    Bestimmt habt ihr euch da auch schon eure Gedanken gemacht, aber vielleicht hilft euch mein Gedankenspiel ja weiter. :D

    Viel Erfolgt und liebe Grüße aus Hamburg

    @Seb1982

    • Ja, es gab einige Diskussion rund um ein „Episode Manifest“ Dateiformat als allgemeines Beschreibungs- und Austauschformat. Deine Ideen gehen da in eine ähnliche, wenn auch nicht identische Richtung.

      Das Format muss aber zunächst noch an mehreren Stellen separat reifen, daher ist es auch noch nicht auf der Website zu finden.

    • Wenn der Herr Lauer am 1. April seine Kandidatur zum Bundesvorsitzenden der Piraten ankündigt, kann der Herr Pritlove dies auch mit seinem Baby so halten. Mal abwarten, was den höheren Nachhaltigkeitsfaktor hat.

  3. Bei aller Liebe für Flattr, die ich teile: Ich bitte alle Entwickler damit aufzuhören, Flattr-Buttons bei Podcasts anzubringen, die man gar nicht flattern kann. Instacast ist ein besonders lästiges Beispiel dafür und der Entwickler reagiert bislang nicht auf entsprechende Rückmeldungen.

    Flattr fördern, ja, Flattern aufdrängen, nein.

  4. Wie seit ihr denn bei dem „Podlove Simple Chapter“ ausgerechnet auf XML gekommen? Da hätte doch ein einfaches plain ASCII file locker gereicht…

    • Simple Chapter ist eine Extension für XML-basierte Formate (Atom, RSS). Das muss in XML gemacht werden.

      Abgesehen spricht auch viel für XML. Zeichensätze und Erweiterbarkeit sind hier klar geregelt. Das ist bei „Plain ASCII“ mitnichten so. In „Plain ASCII“ könnte ich nicht mal ein Ü schreiben.

  5. Was ist mit Drupal?

    Ich weiß, ich weiß, gleich am Start von was nicht-Fertigem gleich mit was anderem zu kommen, ist vielleicht vermessen und ich will bestimmt keine unnütze Linux*-ist-besser-als-Windows*-Diskussion anfangen!

    Aber ich höre immer sehr viel „Gejammer“ über WordPress, bin selbst aber seit Jahren mit zwei Drupal-Installationen sehr zufrieden (nichts ist perfekt). Zumindest waren sie immer stabil auch nach sehr großen Updates usw.

    Wie auch immer.
    Ich wünsche mir ein Plugin, was es auch oder leicht portierbar für Drupal gibt!

    Bin leider kein PHPler sonst würde ich gerne unterstützen. Geflattered wird natürlich schon mal! *click*

    Weiter so!

    Gruß aus deiner Heimatstadt,

    Markus

    *) beliebige Diskussionsthemen hier ändern

    • Ich weiß nicht, „was mit Drupal ist“.

      Ich persönlich habe Drupal bisher nur für blinkenlights.net eingesetzt und mich hat das nicht wirklich überzeugt. Mit Drupal und Podcasts habe ich keine Erfahrung. Ich kenne auch nur einen Drupal-Podcast, der Drupal für Podcasts verwendet. Falls jemand da mehr Einblick hat, wie da die Realität ist, wäre ich für eine Schilderung der Ist-Situation dankbar.

      Der Grund, warum wir uns WordPress vornehmen ist schlicht der, dass sehr viele Podcasts WordPress verwenden. Aber die Plugins taugen leider nur begrenzt. Wenn man viel verändern will, hat man dort den größten Hebel.

      Aber wenn sich jemand mit Drupal gut auskennt und sich engagieren möchte bin ich da sehr offen. Um so mehr Systeme sich hier koordinieren und ähnliche Konzepte und vor allem gleiche Datenformate verwenden desto besser.

  6. Dann kennst du jetzt schon zwei Podcasts. ;-) Siehe meine Website…

    Sicher, rundum glücklich bin ich mit dem verwendeten „iTunes“-Modul natürlich auch nicht. Vor allem nicht, da es nicht für die aktuelle Drupal 7 Version weiterentwickelt wird….! :-(

    Ansonsten macht es zu 99% was es soll. Aber keine Frage, eine „generelle“ Lösung, die einem vor allem unnötige, weil manuelle und damit Fehler-anfällige Arbeit abnimmt: Sofort her damit!

    Zur Not beschäftige ich mich noch mit Drupal-Entwicklung, wenn Podlove brauchbar wird – kein Aprilscherz. Ich bleibe dran…

    PS.: Link zum besagten Dupal-Modul: http://drupal.org/project/itunes

  7. Was immer ihr da baut ich finds gut. dazu 2 Ideen
    1. Könnte man es so bauen, dass da auch halbwegs brauchbare Hörerzahlen rausfallen, die man für Charts und gegebenenfalls gegenüber Werbepartnern verwenden kann?
    2. Die nächste Evolutionstufe müsste doch eigentlich Hörerfeedback sein, das über Kommentare auf der Webseite hinausgeht. Habt Ihr mal daran gedacht, einfache Umfragen einzubauen (kann ja auch erstmal sehr rudimentär sein Ja/Nein) ?

    • An Statistiken ist bisher nicht viel nachgedacht worden, das wird in den ersten Versionen des Plugins sicherlich keine direkte Rolle spielen. Aber das Plugin könnte recht einfach die notwendigen Daten bereitstellen, die man zu einer intensiven Auswertung der Logfiles bräuchte. Man wird sehen.

      Auch Feedback spielte (bisher) noch keine Rolle, zumal WP ja selbst Kommentare bietet. Umfragen mögen für manche reizvoll sein, dafür gibt es aber im WordPress-Universum einige fertige Lösungen.

      Das Podlove Plugin will sich zunächst auf Feeds und Workflows konzentrieren. Dann sehen wir weiter.

  8. Bin ich eigentlich der Einzige, der Kapitelmarken in Podcasts blöd und unnütz findet? Nach meinem Empfinden handelt es sich bei Podcasts um ein Format, das genau davon lebt, dass es „alles im Fluss“ ist. Grade das Themenhopping macht einen großen Teil des Reizes für mich aus. (Mir ist klar, dass die Podcasts aus der metaebene nicht zuletzt deswegen so gut sind, weil Tim erheblichen Aufwand in die Dramaturgie steckt.)

    Ich plädiere deswegen für eine Version ohne Marken.

    • Ob Du der einzige bist weiß ich nicht, aber es gibt mindestens genau so viele Leute, die welche wollen, mich eingeschlossen. Kapitelmarken haben den großen Vorteil, dass man damit Passagen überspringen und auch leichter nachhören kann. Wer alles in einem Rutsch hören will kann das ja immer noch tun, die Marken schränken einen ja diesbezüglich nicht ein.

  9. Sehe ich wie Tim: Man kann das überspringen, was einen nicht interessiert.

    Das ist vielleicht bei sehr inhaltsreichen/springenden Podcasts wie mobile macs oder NSFW nicht immer leicht, bei Podcasts wie Bitsundso, wo die Abfolge immer gleich ist, aber sehr angenehm.

    „Pro“ Kapitelmarken.

  10. Noch eine andere Frage: Was ist eigentlich aus dem Statistik Tool für Livestreams deiner Podcasts geworden, das du mal programmieren bzw. programmieren lassen wolltest?

  11. Das stimmt leider. Das Produzieren und Anbieten von Audios oder Videos, die man anschließend über das Internet abrufen kann, ist nicht gerade ein starkes Gebiet bei den iPhones. Es ist eigentlich verwunderlich, dass sich da nicht mehr Programmierer dahinterklemmen, um etwas auf dem Terrain zu bewirken. Schließlich ist das iPod ein Massenkommunikationsmittel, das in jeder Gesellschaftsschicht Einzug gehalten hat. In den USA gibt es sogar schon einen iPod Unterricht in verschiedenen Kindergärten. Nun, über den Sinn oder Unsinn dieser Erziehung mag man streiten, doch sie verdeutlicht nur, dass das iPod überall angekommen ist. Warum wird dann diesem Medium von den Software Cracks so wenig Aufmerksamkeit geschenkt? Hier bietet sich doch ein riesiger Markt auch mit den entsprechenden Gewinnchancen an. Es gibt da Programme wie Audacity, das eine kostenlose Software zur Produktion von Audio-Podcasts ist, oder den LAME MP3 Encoder, aber alles für den PC.

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