20 Jahre Metaebene

Es ist mir schon fast ein wenig peinlich, aber mein letzter Blogeintrag ist genau 2 Jahre her und in der Zwischenzeit habe ich an dieser Stelle entsprechend gar nichts kommuniziert. Aber wie immer gilt hier das gesprochene Wort und viele von meinen Hörerinnen und Hörern werden hier vermutlich nicht mal oft reinschauen.

Wie auch immer. Jetzt sind es also genau 20 Jahre, die vergangen sind, seitdem ich meinen ersten Podcast online gestellt habe. Der war zwar selbst mehr nur eine reine Ankündigung (und ich hatte damals ehrlich gesagt noch gar keine klare Vorstellung, was folgen würde), aber dem ging trotzdem eine sehr intensive Vorbereitung voraus.

Meine Entdeckung von Podcasts

Seitdem ich Ende 2004 auf Podcasts stiess und mir klar wurde, wie RSS 2.0 das Problem des Abonnieren im Internet lösen würde, war mir klar, dass ich statt meiner monatlichen Auftritte im Chaosradio via UKW auf Fritz lieber direkt ins Internet senden wollte. Es folgten intensive Monate, in denen mein Tag eigentlich nur aus Aufstehen, Kopfhörer aufsetzen und Einschlafen bestand. Ich hörte mir gefühlt jeden Podcast an, der zu finden war, und ich hatte schnell ein paar Lieblingssendungen gefunden, die mich stark prägten.

Dabei ging es weniger um die Formate an sich sondern eher um die Nähe, die von diesen Sendungen ausging. Die Intensität und Verbundenheit, die das direkte Senden in die Kopfhörer auslöst war mit der Lautsprecher-Welt des Radios nicht zu vergleichen. Und so bereitete ich mich innerlich darauf vor, „mein“ Format zu finden und nebenbei Chaosradio auch als Podcast ins Netz zu bekommen. Und deswegen war der erste selbstgemachte Podcast auch als Auskopplung gedacht, daher „Chaosradio Express“.

Aber schnell wurde daraus ein intensives Experiment mit dem Format und irgendwann war klar, dass sich bei dem Interview-Format, was sich herausbildete, nicht mehr um „Chaosradio“ handelte. Um Verwechslungen zu vermeiden, aber auch die Abkürzung beizubehalten wurde daraus „CRE„.

Weitere Formate folgten, die teilweise noch heute leben, vor allem die Freak Show, die ursprünglich mal aus einem gescheiterten Versuch entsprang, für ein beauftragtes Blog („MobileMacs“) weiter Funding zu sichern. Damals war mir auch selbst vollkommen unklar, wie sich das alles für mich mal rechnen würde. Aber ich habe mir ehrlich gesagt auch nicht wirklich große Gedanken darum gemacht, weil ich davon überzeugt war, dass es sich schon irgendwie finden wird.

Wichtig war auch Raumzeit: die Beforschung und Befahrung des Weltalls fand und finde ich immer noch sehr spannend und es war ein Glücksfall, dass es mir gelang – zu Beginn gemeinsam mit ESA und DLR – dort ein entsprechendes Podcast-Programm zu starten. Da jedes Funding irgendwann ausläuft habe ich es dann irgendwann einfach selbst übernommen. So ging es auch mit allen anderen Formaten, heute besteht die Metaebene zu 100% aus Eigenproduktionen ohne externes Funding.

Zwei schwierige Jahre

Die beiden letzten Jahre waren für mich allerdings zwei recht schwierige Jahre in der meine Produktionen ein wenig zurückgegangen sind. Das wird manche gewundert haben.

Da ist zum einen Forschergeist. Leider endete die Kooperation mit dem Stifterverband dank personeller Änderungen in dessen Vorstand, die wohl so recht nicht verstanden haben, welche Wirkung das Format entwickelt hatte. Den Forschergeist hätte ich zwar gerne fortgesetzt und ich habe auch Namen und Domain dafür übernommen, aber ich hatte nicht die Kraft, da eine entsprechende Redaktion für aufzubauen, die so ein Format einfach braucht.

Aber es gab auch Ladehemmung wenn der Kopf mit anderen Dingen beschäftigt ist.

Auch Raumzeit ist dabei unter die Räder gekommen, so dass es eine Sendepause gab. Aber ich kann Euch beruhigen: während ich diese Zeile schreibe sitze ich bereits im Zug und fahre in den nächsten Tagen zu diversen Aufnahmeterminen und werde daher die Interview-Serie sehr bald wieder fortsetzen. Mir ist dieser Podcast doch sehr ans Herz gewachsen und er soll auch weiterhin ein Aushängeschild der Metaebene sein. Ihr habt auch immer wieder nachgefragt, was denn los sei. Jetzt wisst ihr’s.

Und noch ein zweites Geschenk wird es geben für Euch: nachdem es immer wieder blöde Download-Probleme gab wird die Tage die Kapazität des Metaebene-Servers entsprechend ausgebaut, so dass ein Release der Freak Show oder von Logbuch:Netzpolitik nicht gleich alles in den Keller zieht. Und alle so yeah.

Für CRE lasse ich mir noch was einfallen. Erst mal sachte wieder alles hochfahren.

Dank

In diesen 20 Jahren gab es viele, ohne die ich nicht da hingekommen wäre wo ich heute bin. In der letzten Zeit sind es vor allem meine festen Mitstreiter Linus und Thomas (LNP), Pavel (UKW), Ralf und Roddi (Freak Show) und Karl (Raumzeit), die es mir ermöglichen, diesen doch eher ungewöhnlichen Weg zu gehen und ohne die hier gar nichts laufen würde. Dank auch an Tomate der hinter den Kulissen knifflige Fälle gelöst hat.

Aber vor allem muss und möchte ich natürlich Euch Hörerinnen und Hörern danken, die mir teilweise schon über die ganze Zeit das Vertrauen schenken und meine Reise kritisch und wohlwollend begleiten.

Und das gilt natürlich besonders für diejenigen, die sich entschlossen haben, trotz unregelmäßiger Veröffentlichungszyklen, mir regelmäßig eine finanzielle Unterstützung zukommen zu lassen. Ihr könnt Euch nicht vorstellen, welche Befreiung das für mich bedeutet.

Seit gut einem Jahrzehnt sichern mir diese Zuwendungen die Freiheit von „Business as usual“, erlauben mir eine ungerichtete „Recherche“ ohne konkretes Ziel; die mich in die wunderbarsten und merkwürdigsten Ecken des Internets treibt um dort auf Trüffelsuche zu gehen; die mir eine tägliche Verfolgung des Kriegs in der Ukraine ermöglicht, die die Grundlage für die Zusammenfassungen im UKW-Format ist und die es mir erlaubt, ein Gefühl dafür zu bekommen, was Euch alle interessieren könnte und wie ich das sinnvoll und unterhaltsam in Sendungen gießen kann. Für mich ist das alles purer Luxus und dafür bin ich ausgesprochen dankbar.

Und vor allem erlösen mich diese Zuwendungen von jedem Gedanken, Werbung oder Sponsorenmeldungen einzuspielen. Ich verstehe, warum das für viele eine bevorzugte oder notwendige Methode ist, die eigene Arbeit zu finanzieren und ich sehe auch die Verlockung, die von doch teilweise großen Summen ausgeht, die so etwas einbringen kann. Aber für mich ist das einfach keine Option. Ich möchte keine „Kunden“ haben und wenn, dann sind es die Menschen, die mein Programm hören und sonst niemand.

Und wer mein Programm verfolgt weiß auch, dass ich Euch nur sehr selten zu einer finanziellen Unterstützung auffordere. Ich will Euch damit nicht in den Ohren liegen. Und weil ich das so selten mache, nehme ich mir die Freiheit heraus, es hier und heute mal zu machen.

Denn auch für den Betrieb der Metaebene sind die Kosten nicht geringer geworden: Domains, Server-Hosting, Software, diverse Cloud-Services und Newsquellen-Abonnements, Technik-Testkäufe, Reisekosten für Interviews und die immer noch lächerliche Benachteiligung von Selbständigen im Steuer- und Gesundheitssystem treiben die Ausgaben doch spürbar in die Höhe.

Von daher: wenn ihr mich schon unterstützt: erwägt doch mal einen Inflationsausgleich. Und wenn noch nicht: schaut doch mal ob es Euch nicht möglich ist, mitzumachen. 5 bis 10 Euro im Monat machen für mich da schon einen großen Unterschied. Viele zahlen weniger, manche deutlich mehr. Die Mischung macht’s. Ich bin aber für jeden Betrag dankbar.

Falls meine bevorzugte Methode des Dauerauftrags aus irgendwelchen Gründen nicht zusagt, lasst es mich mal in den Kommentaren wissen. Bisher habe ich einen Bogen um externe Dienste wie Steady oder Patreon gemacht, verstehe aber, warum das für manche eine interessantere Alternative sein könnte. Vielleicht überlege ich mir das noch mal, finde aber SEPA-Überweisungen wegen der relativ niedrigen Transaktionskosten immer noch am charmantesten.

Fazit

Früher waren meine Projekte meistens nach sieben Jahren abgeschlossen und ich musste mal was anderes machen. Die Podcasts lassen mich aber nicht müde werden. Ich habe vor, das noch eine ganze Weile weiterzumachen und strebe vorerst keinen anderen Karriereweg an. Insofern werde ich Euch hoffentlich noch eine ganze Weile erhalten bleiben (sofern es mir weiterhin gelingt davon zu leben und Geld für die Zukunft beiseite legen zu können).

Insofern freue ich mich auf die dritte Dekade mit Euch, die jetzt vor uns liegt!

3 Gedanken zu „20 Jahre Metaebene

  1. Tim, ich freue mich sehr, dass du des Podcastens nicht müde wirst. Du hast tolle Formate auf die Beine gestellt. Danke dafür. Ich höre dich seit nunmehr 18 Jahren.

  2. Danke Tim, du bist die Speerspitze des deutschen Podcasts und ich hoffe, dass du dein Leben weiterhin gut und erfolgreich gestalten kannst mit diesem Job.

  3. 2010 dich wegen NSFW mit Holgi entdeckt. Dann MobileMacs und irgendwann auch der Rest deines Portfolios. Deine Produktionen begleiten mich seit Jahren und auch heute höre ich aus nostalgischen Gründen gerne noch alte Episoden. Ich schätze deine Produktionen unter anderem, weil sie weit ab des ganzen Kommerziellen sind. Danke dir und deinen Mitstreitenden! Und weiterhin alles Gute, Tim! Auf die nächsten 20.

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