Bitlove

Bitlove

Bitlove ist ein großartige neue Platform, die Podcasts via BitTorrent verteilt. Damit wird es für Podcaster ausgesprochen einfach, ihre Inhalte via BitTorrent anzubieten. Ich habe seinerzeit das technische Design von Bitlove angeregt, umgesetzt wurde Bitlove von dem ebenfalls großartigen Astro aus Dresden.

BitTorrent und Podcasting

BitTorrent und Podcasting ergänzen sich eigentlich perfekt: BitTorrent funktioniert ausgesprochen gut für die Verteilung großer Dateien, die gleichzeitig von vielen nachgefragt werden. Podcasts bieten genau solchen Content an: erscheint eine Datei in einem Podcast-Feed, greifen viele Nutzer darauf zu.

Die Verteilung über BitTorrent ist für Anbieter ein potentieller Segen, da er bei großer Nachfrage den Traffic und die benötigte Bandbreite radikal senkt. Für die Bezieher der Dateien liegt der Vorteil in den extrem niedrigen Download-Zeiten. Warum sich BitTorrent in diesem Bereich nicht schon seit Ewigkeiten durchgesetzt haben, erscheint auf den ersten Blick als ein Rätsel.

Tatsächlich gibt es einen (sogar freien) universellen Player, der schon seit geraumer Zeit BitTorrent für Podcasts implementiert: Miro. Das funktioniert auch prima und die Software hat in der letzten Zeit auch sonst extrem zu iTunes aufgeschlossen. Für alles außerhalb der iTunes-Infrastruktur die erste Wahl. Aber auch uTorrent unterstützt das Abonnieren von Torrent-Feeds.

Trotzdem gibt es (noch) nur wenige Podcasts, die sich selbst via BitTorrent-Podcast-Feed anbieten. Der dafür zu treibende Aufwand ist auch nicht gering: einerseits muss man für jede Mediendatei eine Torrent-Datei erzeugen und für jeden normalen Podcast-Feed noch einen separaten Feed anbieten, der diese Torrent-Datei statt der Originaldatei referenziert. Andererseits muss man sicherstellen, dass die Mediendateien auch per BitTorrent angeboten werden (seeding). Die gängige BitTorrent-Software war dafür nur eingeschränkt geeignet.

Erste Entspannung brachte eine Software namens Prittorrent, die gegenüber der herkömmlichen BitTorrent-Download-Software sich explizit auf die Anforderungen des Seedings konzentrierte. Aber auch mit Prittorrent musste man einen Workflow herstellen, der neue Dateien dem Angebot hinzufügte.

Vollautomatisches BitTorrent mit Bitlove

Bitlove löst dieses Problem jetzt auf besonders elegante Weise: Bitlove ergänzt Prittorrent um einen BitTorrent-Tracker und einen Podcast-Client, der eigenständig Podcast Feeds abonniert, neue Dateien im Feed automatisch herunterlädt, davon eine BitTorrent-Datei erstellt und aus dem Originalfeed einen neuen Podcast-Feed generiert.

Dieser neue Feed hat im Kern den geichen Inhalt, nur die Download-Links werden auf die Torrent-Dateien umgestellt und erzielt damit den gewünschten Effekt. Wer jetzt diesen neuen Feed abonniert, bezieht alle Dateien per BitTorrent, muss aber sonst auf keine Metadaten verzichten und erhält die Dateien genau so schnell wenn nicht sogar noch deutlich schneller als vorher.

Alles, was Podcaster machen müssen, um von Bitlove zu profitieren ist, sich dort einen Account einzurichten und einmal die gewünschten Podcast-Feeds angeben. Das kann man derzeit leider noch nicht selbst erledigen, sondern macht das per E-Mail. Das war’s dann aber auch schon, alles andere läuft automatisch. Später soll es aber auch ein Webinterface für diese Dinge geben, das dann auch detaillierte Statistiken über die über BitTorrent abgewickelten Downloads enthalten wird.

Hier eine Beschreibung von Bitlove von Astro himself:

Bitlove und die Metaebene

Ich wurde wiederholt von Hörern gebeten, die Podcasts per BitTorrent anzubieten. Ich wollte dies auch immer, doch war auch für mich der Mehraufwand zu groß und vor allem zu fehleranfällig. Daher habe ich alle stets vertröstet, stets in der Hoffnung auf Bitlove. Daher freue ich mich doppelt darüber, dass der Dienst endlich in Betrieb gegangen ist. Hier war wohl auch das Podlove Developer Meeting im April hilfreich und natürlich gehört auch Bitlove zu den mit der Initiative assoziierten Projekten.

Selbstverständlich sind die Podcasts der Metaebene jetzt auch über Bitlove erreichbar. Allerdings derzeit nur ein Medienformat pro Podcasts und es fehlen auch noch zwei Podcasts, aber das kommt alles noch. Bitlove ist derzeit noch aktiv in der Entwicklung und wir grübeln gerade, wie man am besten mit mehreren Medienformaten pro Podcast umgeht.

Ich kann jedem Podcaster nur empfehlen, seine Podcasts bei Bitlove mit aufnehmen zu lassen und die Feeds aktiv zu bewerben. Erwartet keine Wunder, was die Abrufzahlen betrifft, aber ihr könnt auf jeden Fall mithelfen, das Henne-Ei-Problem mit zu lösen, zu mal der einmalige Aufwand sehr gering und der Pflegebedarf gleich Null ist.

Zukünftige Anwendungen für Bitlove

Sicherlich sind manche von Euch skeptisch, was den praktischen Nutzen von Bitlove und BitTorrent für Podcasts im allgemeinen betrifft. Das kann ich verstehen, möchte aber auch mal ein paar aktuelle und zukünftige Szenarien skizzieren, die jenseits unserer First World Problems liegen.

Podcasts z.B. in Afrika und anderen mit Internet akut unterversorgten Gegenden dieser Welt zu beziehen, ist manchmal unmöglich. Die Leitungen sind langsam und kohärente und fehlerfreie Downloads über HTTP sind mitunter unmöglich. Dazu kommen die teilweise riesigen Dateien, besonders bei Videopodcasts (einen 1080p Videopodcast von einer halben Stunde herunterzuladen kann man in diesen Regionen nahezu vergessen).

Hier kommt Bitlove ins Spiel, denn wenn man Podcasts per BitTorrent herunterlädt ist ein Download auf einmal nicht nur durch Prüfsummen abgesichert, erfahrungsgemäß durchbricht die tröpfchenweise stattfindende P2P-Kommunikation langsame und unzuverlässige Leitungen deutlich effektiver. Dadurch kann man Podcasts an Orten beziehen, wo es vorher undenkbar war.

Davon abgesehen ist Bitlove natürlich freie Software und erlaubt auch eigene Installationen. Weiterhin wird Bitlove bestimmt bald auch selbst BitTorrent-Feeds abonnieren können und kann daher auch einer anderen Bitlove-Installation nachgeschaltet werden. Dazu lässt sich dann auch ein Caching aktivieren, so dass einmal automatisch heruntergeladene Dateien die kritische Anbindung nicht ein weiteres mal passieren müssen und wenn man den Bitlove-Tracker dann noch für bestimmte IP-Adressräume optimiert (Peers bevorzugen, die im eigenen Land liegen etc. pp.) dann kann Bitlove für kritische Regionen ein echtes Distributionsproblem lösen.

Hier ist sicherlich eine Menge Optimierungspotential und Raum für neue Features, über die alle mal nachdenken sollten, die mit ähnlichen Problemen kämpfen. Ich sehe da Anwendungsmöglichkeiten nicht nur für die digitale Diaspora sondern auch für leicht zu überlastende Systeme wie z.B. Freie Funknetze.

Auf diesem Wege könnten Podcasts auch als Transportmethode für Daten jenseits der eigentlichen Podcasting-Szene interessant werden. Wenn man z.B. Wikipedia-Backups oder andere Datenarchive per Podcast-Feeds anbietet und per Bitlove torrentifiziert, werden können wertvolle Datenmassen mit größerer Verlässlichkeit verfügbar gemacht werden, wo es vorher mindestens schwierig war.

Mitmachen

Wie immer bei freier Software sind die Entwickler unter Euch auch aufgefordert, die Software ggf. auch selbst weiterzuentwickeln oder sie mindestens so gut zu verstehen, dass man sie selbst leicht aufsetzen und an Bedürfnisse anpassen kann. Bitlove ist in Erlang programmiert und daher auch eine gute Gelegenheit, mit dieser interessanten und für solche Anwendungen hervorragend geeigneten Sprache auf Tuchfühlung zu gehen.

Der Bitlove zugrundeliegende BitTorrent-Seeder Prittorrent ist extrem performant und auch wenn ich noch keine Zahlen kenne gilt dies sicherlich auch für den neuen Tracker in Bitlove. Wer Lust hat, sollte ruhig auch mal ein paar vergleichende Benchmarks fahren, das würde sicherlich nicht nur mich interessieren.

39 Gedanken zu „Bitlove

  1. Wann willst du eigentlich bei CRE wieder richtig Gas geben? Deine Projekte wie Podlove und jetzt Bitlove sind zwar ein großer Beitrag für die Podcaster Gemeinde, aber das Projekt CRE sieht leider im Moment ziemlich tot aus…

  2. Ich mag Miro nicht, einfach weil es „noch ein Program“ ist fuer etwas, was iTunes schon gut genug fuer mich macht.
    Eine Software, die Rorrents nutzt und dann iTunes die Files hinwirft, so dass sie als neue Episoden angezeigt werden, das währe was…

    • Ich kenne zwar nicht ganz zu 100% itunes, aber kann man damit keine Ordner überwachen? wenn ja dann einfach uTorrent benützten (am besten mit Autostart) dort die RSS-Feeds einbauen den Ordner in für die Datein in deinen jetztigen Podcastordner legen. Das sollte die Lösung für dich sein.

    • Genau das sehe ich auch als größtes Akzeptanzproblem. Warum soll ich Pritttorrent oder Bitlove nutzen, wenn iTunes mein wichtigstes Bedürfnis befriedigt: Einfachheit.

      Ich will doch „nur“ Podcasts hören, und nicht Files hin und her schieben.

      Vielleicht gibts da ja noch ne Lösung für, ansonsten hab ich kein Problem, welches durch Pritttorrent gelöst wird.

      • „Warum soll ich Pritttorrent oder Bitlove nutzen, wenn iTunes mein wichtigstes Bedürfnis befriedigt: Einfachheit.“

        Weil diese Verteilungsstruktur den Podcastern Geld spart, und unfreiwilliges Abschießen von Downloadservern, CDNs und ähnlichem verhindert, wie es z.B. bei den letzten beiden Folgen von Alternativlos geschehen ist.

      • Weil Du selbst dann, wenn die Downloadserver komplett überlastet sind, den Podcast bekommen kannst. Und das auch noch ziemlich fix, da Du von mehreren Quellen lädst.

        P2P ist einfach eine ziemlich effiziente Verteilungsstruktur um Peaks abzufangen.

  3. Wie geht das Ding mit der Löschproblematik um?
    Also wenn ich das richtig verstehe lädt Bitlove den Podcast runter, macht nen Torrent draus und fängt an zu seeden. Was ist wenn sich die Datei ändert oder sic gar (z.B. aus rechtlichen Gründen) gelöscht werden muss? Wie kann man Bitlove davon mitteilen? Seeded Bitlove auch Podcasts, die nicht mehr im aktuellen Feed sind (würde ich annehmen)?

  4. Danke für dieses Projekt! Ich habe für meinen Podcast „Spoiler Alert“ bisher immer http://burnbit.com verwendet. Das hat zwar gut funktioniert, hat meinen Workflow aber extrem verkompliziert. Da verspreche ich mich vorn Bitlove große Verbesserungen!
    Vielen Dank, Tim, dass Du gerade all diese Dinge angehst. Auch wenn wir gerade ein wenig auf neue Folgen Deiner Projekte warten müssen, es bringt alle Podcaster echt voran. Vielen Dank!

  5. Ich finde den Gedanken der Distribution der Podcasts über Torrents ja eine gute, unterstützenswerte Idee. Wo finde ich denn einen Hinweis, wie ich das — beispielsweise bei uTorrent — einrichten muss?

  6. Ich möchte hier noch einmal den nicht massentauglichen Podcatching-Client Podracer bewerben (Linux-Kommandozeile), der kann schon seit wenigstens sechs Jahren (so alt ist das aktuelle Release) BitTorrent.

    Danke Astro, danke Tim!

  7. Das ist eine sehr gute Idee, aber wie sollen es Leute nutzen welche nur über Smartphone oder Tablett verfügen.

    Das sind entweder Reisende oder neue Computernutzer welche noch keine PC hatten und gleich mit diesen neueren geräte typen starten.
    Das dürfte immer häufiger vorkommen.

    • Mobilgeräte sind eh keine Zielgruppe für BitTorrent: Datentarife, fehlendes Hintergrundprozessing, wenig CPU und Akku stehen da dagegen. Allerdings könnte Bitlove hier auf eine andere Art und Weise mithelfen: als Tunnelsystem mit lokalen Bitlove-Installationen, die einen durch BT weitergeleiteten Feed wieder als HTTP-Feed republizieren.

      • Was spricht dagegen, wenn ein iPhone angesteckt an die Steckdose und im WLAN die Podcasts über Bittorrent holt? Man kann das ja optional halten oder so…

          • Das ist ein Problem, da gebe ich dir Recht. Da bräuchte man mal Statistiken, wie viele Leute die Podcasts tatsächlich am Rechner herunterladen. Ich kann mir gut vorstellen, dass ein Großteil der Hörer die Podcasts direkt auf dem Mobilgerät herunterlädt (wenn nichts jetzt schon, dann doch auf jeden Fall in naher Zukunft). Dann würde ein Torrent für die wenigen PC-User wenig helfen, da die Podcast-Clients auf den Mobilgeräten immer noch den Server plattmachen. Meint ihr Bitlove hilft dagegen? Klar kann ich hergehen und mir in dem Fall am Rechner die Datei via Torrent ziehen – das ist aber unglaublich umständlich die Daten dann wieder auf das Mobilgerät zu kriegen, geschweige denn die in den Podcast-Client auf dem Handy einzupflegen. So viel ich weiß geht das bei Instacast gar nicht von „außen“.

          • Ein Telefonanruf auf einem Smartphone? Sowas bekommt bei mir alle paar Monate mal vor, würde also nicht wirklich das Herunterladen beeinflussen.

            iPad an Tastatur-Ladestation im WLAN wäre auch ein Szenario.

            Und in Zukunft wird es viel leistungsfähigere Mobilgeräte geben, irgendwann auch mit besseren Akkus, die auch Multitasking/Hintergrundapps können, usw.

      • Ob ich einen Podcast via FTP, HTTP oder Bittorrent runterlade ist doch egal für mein Telefon. Und wenn ich wollte könnte ich bei meinen 4GB im Monat hier auch noch genügend verteilen. Android kann außerdem Hintergrundprozesse. Die laufen sogar bei nem Anruf weiter afaik. Logbuch Netzpolitik lade ich jedenfalls immer aufm Handy runter und würde es auch gerne verteilen.

  8. Der Bitlove Server zieht sich die Dateien doch, wenn sie im jeweiligen mp3/mp4/ogg Feed erscheinen und die anderen Clients sie auch bereits „sehen“ können, oder? Was ist aber, falls durch das Runterladen der Clients dann das Herunterladen der Datei durch Bitlove verhindert wird, weil der entstehende Peak den Server plattgemacht hat? Oder ist das kein Problem, weil der Bitlove Server den Feed öfter aktualisiert als die gängigen Clients?

    • Wenn der Original-Server so schwachbrüstig ist, dass er von den initial ziehenden Clients schon in Überlast gerät, braucht Bitlove natürlich auch seine Zeit.

      Wenn das ein systemisches Problem ist und sich nicht beheben lässt, dann kann man entweder den Feed über einen Proxy wie Feedburner ausliefern (und Bitlove den Original-Feed ziehen lassen) oder man schafft sich eine Architektur, wo Bitlove ggf. per Authentication einen Preview-Feed ziehen kann und der Rest kommt später dran.

      Ich sehe das allerdings entspannt. Da Bitlove den Feed recht häufig zieht, dürfte er gegenüber den meisten Clients immer die Nase vorn haben.

      • Die Technik habt ihr wirklich gut durchdacht, nicht schlecht!
        Das Design von bitlove.org solltet ihr allerdings nochmal überarbeiten, das wirkt sehr unruhig.
        Willst du eigentlich noch Links zu den Torrent files bei deinen Podcasts einfügen? Dann wäre das ganze System perfekt, wenn man die Podcasts nicht mit einem Client, sondern manuell herunterlädt.
        Auf jeden Fall vielen Dank an dich und Astro für die viele Arbeit!

        • Lieber Gast,

          mit „unruhig“ kann ich leider zu wenig anfangen. Konkrete Vorschläge oder gleich Pull Reuquests helfen da mehr.

          Ein Widget das zur aktuellen Folge den Torrent anzeigt ist geplant, jedoch nicht das wichtigste nächste Feature.

          • Sorry, ich bin kein Webdesigner und kann dir damit keinen fertigen Patch liefern. Mit „unruhig“ meinte ich vor allem die verschiedenen Grüntöne und die etwas seltsam aussehenden Verhältnisse der Schriftgrößen.

            Aber wie ja schon von jemand angemerkt benutzt man die Website eher nicht „direkt“, sondern über die Feeds, von daher hat die Gestaltung der Seite keine wirklich hohe Priorität.

        • Was das Design angeht: Die Idee ist ja nicht, dass du auf die Webseite gehst und dir dort die Torrents holst, sondern dass du den Torrentfeed in deinen Podcatcher wirfst und der dann die Folgen herunterlädt.

  9. qBittorrent unterstützt ebenso wie uTorrent das Abonnieren von Torrent-Feeds und läuft auf Linux, Windows und Mac. Was bei beiden leider fehlt ist die Device-Synchronisation.

  10. bitllove ist klasse , gleich vorweg :)
    es kommen „gefühlt“ 10% mehr podcaster im monat dazu, könnte man die anzahl der history zum blättern von „fix“ 10 ( bitlove.org/new?page=10 ) nicht auch um +10% dynamisch anpassen ??…. so bleibt der (gewohnte,gute) zeitrahmen der angezeigt wird in der history erhalten….

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